Mein erstes Abenteuer führte mich auf den Hermannsweg.

Um an diesem Abenteuer teilnehmen zu können, musste ich mich in den Wanderrucksack von Kerstin und Karsten schleichen.

Erst im Zug haben die Beiden mitbekommen, dass sie einen blinden Passagier haben. Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr.

Tag 1 - Anreise Rheine

Tag 2 - Von Rheine nach Riesenbeck

Nachdem ich mich nun selbst auf diese Reise eingeladen habe, sichere ich mir einen schönen Aussichtsplatz im Rucksack.

Von hier aus kann ich die schöne Landschaft genießen und alles ganz genau verfolgen.

Start des Hermannswegs ist der Bahnhof in Rheine. Der Weg führt uns durch die Altstadt zur Ems. Dort folgen wir der Emspromenade.

Wir durchqueren die Gellendorfer Mark und das sogenannte „Wilde Weddenfeld“. Anschließend wandern wir durch die Ortschaft Bevergern.

Wir überqueren den Dortmund-Ems-Kanal, erreichen das „Nasse Dreieck“ und überqueren schließlich den Mittellandkanal.

Hier beginnt der eigentliche Kammweg des Hermannswegs.

Wir folgen dem Hinweis „Zur schönen Aussicht“ und steigen die Treppenanlage zum Ort Riesenbeck hinab.

Das Bett in der Unterkunft hat schon bessere Zeiten erlebt. Kerstin und Karsten haben bei jeder Drehung und Wendung im Bett ständig das Gefühl, dass dieses gleich unter ihnen zusammenbricht. Ich habe es mir daher vorsorglich auf der Couch bequem gemacht.

Tag 3 - Von Riesenbeck nach Tecklenburg

Zurück auf dem Hermannsweg folgen wir dem Gebirgskamm. Dieser erhebt sich langsam aus dem flachen Münsterland und baut sich allmählich auf.

Auf schmalen Pfaden, durch lichte Wälder mit vielen Aussichten führt uns die Etappe zu den Dörenther Klippen bei Ibbenbüren. Die bekannteste Felsenformation ist das „Hockende Weib“. Ich erkenne da kein hockendes Weib, aber ich bin ja "nur" ein Erdmännchen und was weiß ich denn schon.

Weitere eindrucksvolle, teils sehr steile Felsformationen wie der Dreikaiserstuhl und die Hexenküche säumen den schmalen Kammweg. Was die Menschen den Landschaftsformationen doch für seltsame Namen geben.

Vom Kamm leitet uns der Weg hinunter zur Altstadt von Tecklenburg. Diese ist sehr sehenswert und auch die Freilichtspiele auf der Freilichtbühne sollen sehr interessant sein. Leider findet heute keine Vorstellung statt - sehr wahrscheinlich hätten wir auch gar keine Karten bekommen.

Tag 4 - Von Tecklenburg nach Bad Iburg

Der Hermannsweg führt uns an Steinbrüchen und Aussichtspunkten vorbei. Es ist schon beeindruckend, welche Erdmassen die Menschen bewegen können, aber auch irgendwie erschreckend, welche Narben die Menschen in der Natur hinterlassen.

Der Wanderweg führt uns durch eine der landschaftlich interessantesten Abschnitte der Hermannshöhen, bevor wir das Kneipp-Heilbad Bad Iburg erreichen.

Vorbei am Charlottensee und dem Schloss Iburg erreichen wir die Ortsmitte von Bad Iburg. Auch der Ort Bad Iburg gefällt mir sehr gut.

Ich bin froh, dass ich mich selbst auf diese Reise eingeladen habe.

Tag 5 - Von Bad Iburg nach Dissen-Bad Rothenfelde

Wir verlassen Bad Iburg in östlicher Richtung durch das Naturschutzgebiet Freeden, vorbei an den Bergkuppen Kleiner und Großer Freeden.

Unterwegs fängt es an zu regnen... Ich hasse Wasser und verkrieche mich daher in den trockenen Rucksack. Leider bekomme ich jetzt dann nichts mehr von der Landschaft zu sehen.

Hat man den Spannbrink und die Autobahn A33 überquert, geht es hinauf auf den Hülsberg und wieder steil hinab in die Noller Schlucht.

Kurz vor dem Aussichtspunkt Steinegge verlassen wir den Hermannsweg und biegen nach Dissen ab.

Da es in Dissen keine Übernachtungsmöglichkeit gibt, fahren wir mit der Bahn nach Halle (Westfalen).

Inzwischen bin ich so etwas wie der Bettentester für Kerstin und Karsten. Ich darf immer als erstes aufs Bett und muss die Qualität überprüfen.

Tag 6 - Von Dissen-Bad Rothenfelde nach Halle (Westfalen)

Es regnet immer noch, also nehme ich meinen Platz im Inneren des Rucksacks ein. Zumindest während der einen oder anderen Pause stecke ich meinen Kopf aus dem Rucksack und werfe einen Blick auf die Umgebung.

Mit der Bahn geht es zurück nach Dissen. Zurück auf dem Hermannsweg begeben wir uns zum Aussichtsturm Steinegge.

Es ist schon beeindruckend, wie sich aufgrund des Regens der Nebel zwischen den Bäumen bildet. In der Savanne hat es nie so viel geregnet wie hier in Deutschland. Zumindest erzählte mir das mein Pa, aber er hat es aus zweiter Hand, nämlich von seinem Vater - der es wiederum von seinem Vater hat. Oder war es doch die dritte bzw. vierte Hand?

Heute wird der Gebirgskamm durch einige Täler unterbrochen, sodass wir einige Auf- und Abstiege bewältigen müssen.

Im ständigen Auf und Ab, vorbei am Luisenturm, führt uns der Weg nach Borgholzhausen und von dort zur Burg Ravensberg.

Durch die Clever Schlucht, über den Barenberg und durch das Hesseltal kommen wir zum Aussichtspunkt Kaffeemühle oberhalb der Ortschaft Halle.

Wir folgen dem Weg nach Halle und sind wieder zurück in unserer Unterkunft.

Tag 7 - Von Halle (Westfalen) nach Bielefeld

Endlich wieder Sonne! Ich kann meinen gewohnten Platz außen am Rucksack einnehmen und wieder alles in vollen Zügen genießen.

Zurück auf dem Hermannsweg führt uns der Weg vorbei an den Städten Werther und Steinhagen zur sogenannten „Schwedenschanze“, eine auf dem Bußberg erbaute kleine Befestigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert mit der Kaiser-Friedrich-Gedächtnishütte.

Weiter auf dem Weg passieren wir die Hünenburg, eine alte germanische Fluchtburg, und anschließend geht es durch den Heimat-Tierpark Bielefeld-Olderdiessen hinunter nach Bielefeld.

Im Tierpark schauen mir sehr viele Säuger aus ihren Gehegen neidisch nach. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich der eine oder andere an meine Stelle wünscht und die Welt außerhalb des Käfigs betrachten möchte.

Anschließend steigen wir steil hinauf zur Sparrenburg mit schönem Rundblick auf Bielefeld.

Unsere heutige Unterkunft liegt etwas außerhalb im Grünen. Hier würden sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen - wenn sie es denn jemals täten.

Tag 8 - Von Bielefeld nach Lage-Hörste

Weiter durch den Wald geht es zum Aussichtsturm „Eiserner Anton“ auf dem Ebberg.

Wir überqueren die Autobahn A2 und erreichen die Ortschaft Oerlinghausen. Diese durchqueren wir. Mit dem Aufstieg auf den Tönsberg erreichen wir den Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Wir passieren einen alten Windmühlenstumpf, von den Einheimischen liebevoll „Kumsttonne“ genannt.

Für mich ist das nur ein Haufen aufeinandergetürmter Steine. Ganz schön sentimental diese Menschen.

Wir kommen noch an moosbedeckten Ruinen und einer mittelalterlichen Verteidigungsanlage vorbei, bevor wir schließlich das Etappenziel erreichen.

Lage-Hörste hat nicht wirklich viel zu bieten. Noch schlimmer ist. Am heutigen Tag hat nahezu alles Ruhetag. Als wenn wir Erdmännchen Ruhetag hätten... immer diese Menschen.

Tag 9 - Von Lage-Hörste nach Holzhausen-Externsteine

Zurück auf dem Hermannsweg geht es vorbei an den Rethlager Quellen, durch ein Naturschutzgebiet mit dem Donoper Teich und Krebsteich, hin zum einzigen noch lebenden Hangmoor im Teutoburger Wald, dem „Hiddeser Bent“. Ich kann zwar nicht allzu viel mit Wasser anfangen, aber das Moor hat schon etwas Besonderes.

Es folgt der Aufstieg zum Hermannsdenkmal, dem Wahrzeichen der Hermannshöhen. Das Denkmal mit dem ollen Hermann ist schon ganz schön groß. Ich fühle mich da schon ein wenig klein gegen.

Vom Hermannsdenkmal auf der 356 m hohen Grotenburg führt der Weg durch die Ortschaften Hahnberg und Holzhausen.

Von Kerstin und Karsten erhalte ich für meine Leistungen auf dem Hermannsweg die "Hermannsweg-Anstecknadel".

Ich fühle mich geehrt und bin mit dieser Auszeichnung um ein paar Zentimeter gewachsen. Ich werde diese Auszeichnung mit Stolz tragen.

Aber der Hermannsweg ist noch nicht zu Ende...

Tag 10 - Von Holzhausen-Externsteine nach Leopoldstal (Horn-Bad Meinberg)

Von Holzhausen ist es nur ein kurzer Weg zu den Externsteinen.

Die Felsformation ist schon beeindruckend, so etwas gibt es in der Savanne nicht (würde mein Vater sagen, der es wiederum von seinem Vater...).

Bevor wir zu dem Lippischen Velmerstot aufsteigen, passieren wir das romantische Silberbachtal.

Der Hermannsweg hat seinen Endpunkt im Leopoldstal.

Mit der Bahn geht es zurück nach Hause.

Es ist erstaunlich, wie schnell zehn Tage an der frischen Luft vergehen können.

Es soll nicht mein letztes Abenteuer in der Natur sein...